100 Jahre koloniale Teilung Kurdistans – 50 Jahre Kampf um Befreiung

100 Jahre koloniale Teilung Kurdistans – 50 Jahre Kampf um Befreiung

INTERNATIONALISTISCHER AUFRUF – GROßDEMONSTRATION IN LAUSANNE 22. JULI

Place de la navigation, Lausanne, SchweizVersammlungszeit: 11.30; Beginn: 13.00

Vor 100 Jahren fand am 24. Juli 1923 in Lausanne eine internationale Konferenz imperialistischer Staaten statt, welche das Resultat zuvor geführter Verteilungskriege im Nahen Osten war. In Folge dieses Abkommens wurde Kurdistan, durch den sogenannten Lausanner Vertrag, unter vier Nationalstaaten aufgeteilt. Hiermit wurde die systematische Politik der Verleugnung, Assimilierung und kulturellem Genozid gegen das kurdische Volk eingeleitet und Kurdistan in eine internationale Kolonie verwandelt.

Nach der Unterzeichnung des Vertrags von Lausanne begann in Kurdistan eine dunkle Zeit. Von 1925 bis 1938 wurden in Nordkurdistan Hunderttausende von Kurd:innen massakriert und vertrieben und eine Politik von Hunger, Folter, Verleugnung und Assimilation in Kurdistan etabliert. In Südkurdistan folgte dem Vertrag von Lausanne in den 80er Jahren der Anfal-Völkermord mit über hunderttausend Toten. Im kurdischen Guernica, in Halabja, verübte die irakische Luftwaffe einen Angriff mit deutschem Giftgas, welche mindestens 5000 Tote forderte. Mindestens 7000 Verletzte haben zum Teil bis heute bleibende Gesundheitsschäden zu beklagen. In Ostkurdistan verübte das brutale und vom Westen gestützte Regime des Shah von Persien und in den 80er Jahren die neuen islamistischen Machthaber zahlreiche Massaker an Führungsfiguren des kurdischen Befreiungskampfes und den Revolutionär:innen von Şîno, Mahabad und Sine. Auch das nationalistische Baath-Regime in Syrien versuchte die kurdische Exsitenz im Norden des Landes auszulöschen, bürgerte Hundertausende von Kurd:innen in Westkurdistan aus und erging sich in einer systematischen Arabisierungspolitik kurdischer Siedlungsgebiete.

Die Folgen des Vertrags von Lausanne sind für die Bevölkerung Kurdistans auch heute noch schmerzhaft spürbar. Der Stacheldraht und die Minenfelder, die auch 100 Jahre nach der Unterzeichnung des Vetrags, die vier Teile Kurdistans voneinander trennen und die Folterkeller der Besatzerstaaten sind dabei nur die offensichtlichsten. Auch heute noch sind Familien durch Zäune und Mauern getrennt, werden Kurd:innen beim Versuch die Grenzen zu überqueren ermordet und ganze Städte von willkürlich gezogenen Grenzen in zwei Teile gerissen. Der Vertrag von Lausanne ist ein Dolch im Herzen Kurdistans und bildet die Grundlage für die 100-jährige Verleugnungs- und Völkermordpolitik die heute ihre Fortsetzung in den mörderischen Angriffen des türkischen Faschismus, gegen die befreiten Gebiete Rojavas, Şengals, Mexmûr oder aber die freien Berge Kurdistans findet. Dass auch heute, das kurdische Volk über keinen anerkannten politischen Status verfügt, der Kampf um die grundlegendsten Rechte mit Teils wahnwitzigen Behauptungen des Terrorismus bezichtigt wird, das kurdische Kämpfer:innen mit chemischen Waffen massakriert werden können ohne das jemand seine Stimme erhebt und dass der politische Repräsentant eines ganzen Volkes, Abdullah Öcalan, wider jeglichen Rechts auch weiterhin in Totalisolation gefangen gehalten wird – all das wäre nicht möglich ohne den Vertrag von Lausanne.

Doch in den 100 Jahren, die seit dem Tag der Unterzeichnung vergangen sind, hat das kurdische Volk seine Existenz durch unermüdlichen Widerstand gegen Dutzende von diktatorischen Regimen verteidigt. Mit ihrem ununterbrochenen Kampf seit 1978 hat die Freiheitsbewegung Kurdistans den Widerstand der Vielvölker Region Kurdistans auf die höchste Stufe gehoben. Sie hat eine unbesiegbare Kultur des Widerstands geschaffen und heute zeigen die Ideen dieser Bewegung und ihrem Vordenker Abdullah Öcalan nicht nur den Völkern Kurdistans und des Nahen Ostens, sondern auch den Völkern der ganzen Welt, dass eine andere Welt möglich ist. Von Kurdistan aus, dem Herzen der Revolution des 21. Jahrhunderts, breitet sich heute eine neue Welle des Internationalismus in der ganzen Welt aus.

Nach 100 Jahren Ausbeutung, Massakern und Widerstand kommen die Kurd:innen in diesem Jahr in die Schweiz nach Lausanne, um ein für alle mal klarzustellen: ‘Auch nach 100 Jahren: Der Vertrag von Lausanne ist für die Kurd:innen nicht gültig!’ Nach 100 Jahren ist es Zeit, einen entgültigen Schlussstrich zu ziehen und das Zeitalter der Fremdbestimmung und Besatzung zu beenden. Der Vertrag von Lausanne, ist ein Vetrag, der über die Köpfe der Völker der Region hinweg, diktiert wurde und besitzt keinerlei Legitimität.

Als Freund:innen der Kurd:innen werden wir an diesem Tag mit ihnen auf den Straßen von Lausanne sein. Denn ihr Kampf ist auch unser Kampf. Deshalb rufen wir als Initiative Defend Kurdistan zur Internationalistischen Teilnahme für die historische Demonstration in Lausanne am 22. Juli 2023 auf. Wir laden alle unsere Solidaritätsstrukturen und internationalistischen Freund:innen zu dem großen internationalistischen Block ein, den wir in Lausanne bilden werden.

Initiative Defend Kurdistan

Ort: Place de la navigation / Lausanne / Schweiz

Versammlungszeit: 11.30

Beginn: 13.00

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