Seit nunmehr einer Woche halten die Angriffe der türkischen Armee auf Rojava an. Wir werden Zeuge wie der türkische Staat einen schmutzigen Krieg gegen die Zivilbevölkerung der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien führt. Um von den eigenen Kriegsverbrechen abzulenken hatte das türkische Regime vor zwei Wochen, einen Bombenanschlag in Istanbul auf dilettantische Weise inszeniert, um damit die Angriffe auf Rojava zu legitimieren und von ihren Kriegsverbrechen in Südkurdistan abzulenken.
Es gibt zahlreiche zivile Opfer und gefallene Mitglieder der Selbstverteidigungseinheiten. Systematisch werden die Energie- und Gesundheitsversorgung sowie Schulen und andere Infrastruktur angegriffen und zerstört. Die Angriffe haben damit das Ziel die Menschen zur Flucht zu zwingen und damit den demographischen Wandel voranzutreiben. Die Situation ist eine andere als noch 2018 während der Besatzung von Afrin oder im Jahr 2019 während der Invasion auf Gire Spî und Serê Kaniyê. Die Angriffe, die seit der Nacht vom 19. auf den 20. November ununterbrochen fortgesetzt werden, erstrecken sich nicht nur entlang der gesamten Grenze zwischen der Türkei und Syrien und am Rand der durch die Türkei besetzten Gebiete, sondern betreffen auch Gebiete weit im Hinterland, wie die Region Deir-a-Zor.
Die aktuell stattfindende Angriffswelle muss als Weiterführung und Intensivierung des Krieges gesehen werden. Diesen Krieg führt der türkische Staat seit Jahren gegen die befreiten Gebiete Nord- und Ostsyriens und die Berge Südkurdistans (Nordirak). Im Süden Kurdistans geht der türkische Staat, nach mehreren Operationen in den vergangenen Jahren, zuletzt wieder verstärkt gegen die Guerilla der Freiheitsbewegung Kurdistans vor und begeht dabei massive Kriegsverbrechen. So kommen chemische Waffen als auch thermobarische Bomben zum Einsatz. Auch in Rojhîlat (Ostkurdistan) ist das Militär des iranischen Regimes seit Sonntag in die Städte einmarschiert und verstärkt die grausame Repression gegen die Frauenrevolution in Iran und Kurdistan. Das iranische Regime bombardiert wie der türkische Faschismus die Stellungen kurdischer Kräfte in Südkurdistan. Die politischen Machthaber dieser Welt sehen diesem Angriffskrieg tatenlos zu oder begnügen sich damit ihre vermeintliche Besorgnis zum Ausdruck zu bringen.
Widerstand in Kurdistan
Wir sind Zeugen eines historischen Widerstandes. Trotz andauernder Angriffe aus der Luft gegen die Revolution in Rojava und der damit einhergehenden Lebensgefahr ist die Bevölkerung nicht bereit, ihre Heimat zu verlassen. Im Gegenteil, in den vergangenen Tagen sind die Menschen aus Afrin und der gesamten Autonomen Selbstverwaltung Nord-Ostsyriens zu Zehntausenden auf die Straße gegangen und haben damit deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie sich diesem Krieg der Türkei mit aller Kraft und mit allen Mitteln entgegenstellen werden. Sie und wir alle wissen, dass in Kurdistan nicht nur ein Stück Land gegen einen Aggressor verteidigt wird. In Kurdistan wird auch ein demokratisches Gesellschaftsmodell und eine freiheitliche Perspektive für den gesamten Mittleren Osten verteidigt.
Auch in Südkurdistan stockt der Vormarsch der Türkischen Armee aufgrund des Widerstands der Guerilla seit längerem und das trotz andauernder Angriffe aus der Luft und dem massenhaften Einsatz von Chemiewaffen.
Proteste intensivieren und Öffentlichen Druck aufbauen
Seit der Intensivierung der Angriffe am Abend des 19.11 sind überall auf der Welt täglich Menschen gemeinsam auf die Straßen gegangen. Wir haben der Gesellschaft in Kurdistan gezeigt, dass sie nicht alleine im Widerstand sind. Und wir haben damit einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass der Widerstand in Kurdistan weiter auf der medialen und politischen Agenda unserer Länder bleibt. Uns ist bewusst, dass es mit jedem Tag nun schwieriger wird, diesen Krieg in der medialen Öffentlichkeit zu halten. Doch das kann für uns nur bedeuten, dass wir unseren Protest noch intensiver gestalten müssen. Aus diesem Grund rufen wir dazu auf, weiter auf die Straßen zu gehen. Lasst uns lokale und regionale Bündnisse bilden! Lasst uns gemeinsame Demonstrationen und andere kreative Aktionen organisieren! Lasst uns medienwirksame Kampagnen ins Leben rufen!
Wir sehen eure Verbrechen – Stoppt den Einsatz chemischer Waffen in Kurdistan!
Nie zuvor hat die Türkei mehr Kriegsverbrechen begangen als 2022. Die türkischen Angriffe auf Kurdistan haben zu einer Vielzahl von Kriegsverbrechen geführt. Unter anderem dem massenhaften Einsatz von chemischen Kampfstoffen und Drohnen.
Beginnend am UN-Tag zum Gedenken für alle Opfer chemischer Kriegsführung, rufen wir auf, vom 30. November bis zum 3. Dezember eure Kreativität und Solidarität zu nutzen und in Aktion zu treten (zum Beispiel durch Besetzungen, Straßentheater, Flashmobs, Stadionaktionen, öffentliche Filmvorführungen etc.) und gemeinsam an den Demonstrationen am 3. Dezember in euren Regionen teilzunehmen.
Lasst uns die Solidarität mit Rojava mit unserer Solidarität mit dem Widerstand der Guerilla gegen die türkische Besatzung in den Bergen Kurdistans und dem Aufstand im Iran und Ostkurdistan verbinden. Lasst uns die Solidarität mit Kurdistan auf eine neue Stufe heben!
Wir freuen uns darauf, den gesellschaftlichen Widerstand gegen den Krieg der Türkei in Kurdistan gemeinsam Ausdruck zu verleihen. Lasst uns unseren Protest vielseitig und kreativ gestalten! Lasst uns so lange den öffentlichen Druck aufrecht erhalten, bis dieser Krieg ein Ende findet. Wir waren bei der Verteidigung Kobanês gemeinsam erfolgreich und wir werden auch bei der Verteidigung von Kurdistan wieder gemeinsam erfolgreich sein!