Gegen türkische Besatzung und Einsatz von Chemiewaffen

Gegen türkische Besatzung und Einsatz von Chemiewaffen

Aufruf zur Großdemo von Defend Kurdistan am 25. Juni in Düsseldorf

In Kurdistan herrscht ein kaum beachteter Krieg. Die kurdische Gesellschaft und die kurdische Freiheitsbewegung sind aktuell mit den umfassendsten militärischen Angriffen seit Jahrzehnten konfrontiert. Auf der einen Seite steht der völkerrechtswidrige Angriffskrieg auf Südkurdistan der seit dem 14. April läuft. Der türkische Staat greift dort jeden Tag und jede Nacht ununterbrochen an. Luftangriffe und chemische Kampfstoffe kommen zum Einsatz und immer wieder werden auch zivile Siedlungsgebiete bombardiert. Trotzdem können sie weder den Widerstand der Guerilla noch die Verbundenheit der Zivilbevölkerung vor Ort brechen.

Parallel dazu wird Şengal, das historische Siedlungsgebiet der êzidischen Gesellschaft, die noch 2014 einem Genozid durch den sogenannten Islamischen Staat ausgesetzt war, von der irakischen Armee, unter Unterstützung durch den türkischen Staat bedrängt. Erst vor Kurzem kam es zu Feuergefechten, die von den irakischen Soldaten aus Mossul gestartet worden waren. Diese reihen sich ein in eine langjährige Politik, die darauf abzielt, die Selbstverwaltung der Êzid:innen zu zerschlagen.

Die dritte große Front, die gerade im Fokus steht, ist der Norden Syriens, genauer Rojava. Seit Monaten werden die verschiedenen Regionen Rojavas bombardiert und die Gesellschaft durch Drohnenanschläge terrorisiert, doch insbesondere in den letzten Tagen verstärken sich diese Angriffe immer weiter. Nun stehen auch die konkreten Drohungen des türkischen Staates im Raum, dass nun der nächste Schritt in Form einer Bodeninvasion gestartet werden soll. Diese Invasion soll das Ziel haben, das Kerngebiet der Revolution in Rojava zu besetzen und die kurdische Gesellschaft aus ihren Hauptsiedlungsgebieten in der Region zu vertreiben. Dass dies keine leeren Drohungen sind, sieht man daran, dass die Türkei erneut Truppen konzentriert und ihre Söldner zusammenzieht, die in den letzten Tagen begonnen haben, Manöver vor Ort zu üben.

Der Umfang des aktuellen Angriffes zeigt, dass es sich bei diesem Krieg nicht um einen „kurdisch-türkischen Konflikt“ handelt, sondern um einen Angriffskrieg, der von der gesamten NATO gestützt wird, und sich gegen das alternative Gesellschaftsmodell richtet, welches in der Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens, Şengal und in den südkurdischen Meder-Verteidigungsgebieten seit vielen Jahren gelebt wird. Für das AKP-MHP Regime in der Türkei ist es ein Kampf um Leben und Tod, der sich gerade erst in die heiße Phase zu begeben beginnt. Das liegt vor allem daran, dass im nächsten Jahr sowohl die Parlamentswahlen anstehen, als auch das 100. Jubiläum des Lausanner Vertrages, der damals das osmanische Reich auflöste und der Kurdistan damals vollends in vier Teile teilte. Erdoğan will sich mit allen Mitteln und trotz der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Probleme in der Türkei an die Macht klammern. Um das verwirklichen zu können, so glaubt er, muss er ein Versprechen einlösen, dass er vor vielen Jahren gegeben hatte. Er will die Grenzen der Türkei verschieben und ein großtürkisches Reich entsprechend der Grenzen des Misak-i Milli Abkommens verwirklichen. Eine Umsetzung dieses Vorhabens wäre gleichbedeutend mit ethnischen Säuberungen im großen Stil. Konkrete Folgen dieses Vorhabens sehen wir eindrucksvoll an dem Beispiel des seit nunmehr vier Jahren besetzten Efrîns in Rojava.

Dass diese Ignoranz aber ausgerechnet jetzt, da sich vermeintlich die ganze Welt gegen Krieg stellt und für den Frieden einsetzt, aufkommt, zeigt die Doppelmoral der westlichen Welt auf. Denn diese Haltung ist eine, die offenbar nur für die Ukraine eingenommen wird; geht es jedoch um Kurdistan und seine Bewohner:innen, also diejenigen Menschen, die so viele Opfer dafür gegeben hat, um die Welt vor weiteren Schrecken des IS zu bewahren, dann wird diese Haltung schnell wieder in den Wind geschossen.

Unsere Initiative „Defend Kurdistan“, die sich seit dem Beginn der Angriffe letztes Jahr, gegen den Krieg und für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage und des Konflikts im Nahen Osten im Allgemeinen einsetzt, hat sich dazu entschieden, in dieser historischen Phase des Widerstandes nicht einfach schweigend zuzusehen. Wir rufen dazu auf, am 25. Juni in Düsseldorf zu einer Defend Kurdistan-Großdemo zusammenzukommen. Wir wollen nicht warten, bis der nächste Großangriff der Türkei in Rojava oder anderen Teilen Kurdistans startet, um dann darauf zu reagieren. Wir wollen durch unsere Demo im Vorhinein ein Zeichen setzen. Wir wollen hier Aufmerksamkeit für das Thema schaffen, Druck auf die deutsche Regierung, welche die intensivsten Beziehungen zur Türkei aufrechterhält, aufbauen und verhindern, dass der Krieg in eine weitere Phase der Eskalation übergeht.

Für uns steht fest, der Krieg muss enden und ein friedlicher Dialog gestartet werden! Kommt deswegen gemeinsam mit uns am 25. Juni nach Düsseldorf! Defend Kurdistan! Defend the Revolution! Ein Angriff auf ein revolutionäres Projekt der gesellschaftlichen Selbstverwaltung ist ein Angriff auf uns alle!

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